Dysphonie

Eine Stimmstörung (Dysphonie) ist gekennzeichnet durch eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Stimme verbunden mit einer Veränderung des Stimmklangs.


Ursachen _ Dysphonie

Die Ursache für eine Dysphonie ist in der Regel als multifaktoriell anzunehmen:

  • Organische / medizinische Faktoren (z.B. entzündliche Erkrankungen / Verletzungen nach Operationen)
  • Konstitutionelle Faktoren (z.B. Größe und Form des Kehlkopfes)
  • Habituelle Faktoren (z.B. häufiges Räuspern / dauerhaft zu lautes Sprechen)
  • Psychogene Faktoren (z.B. Stress / Depressionen / Krisen-/ Konfliktsituationen)
  • Ponogene Faktoren (z.B. zu langer / lauter Stimmgebrauch im Beruf)
  • Hormonelle Faktoren
  • Allergene Faktoren

Symptome _ Dysphonie

  • Eingeschränkte stimmliche Belastbarkeit (schnelle Ermüdung / Kraftlosigkeit der Stimme)
  • Veränderung der Stimmlage und Tonhöhe (höher / tiefer)
  • Veränderung des Stimmklangs (z.B. heiser / rau / verhaucht / klangärmer)
  • Veränderung der Atmung (z.B. erhöhte Atemfrequenz / flach / gepresst / unregelmäßig)
  • Veränderung des Muskeltonus (Unter-/ Überspannung)
  • Räusperzwang und Reizhusten
  • Missempfindungen im Rachen-/ Kehlkopfbereich (Trockenheitsgefühl / Kratzen / Druck-/ Engegefühl)

Formen _ Dysphonie

Zu den wesentlichsten Formen der Dysphonie gehören:

Organische Dysphonie

Als organische Dysphonie bezeichnet man Stimmstörungen, bei denen es aufgrund von Überlastung, Fehlbildungen, Verletzungen (durch Operationen, Unfälle etc.) oder entzündlichen Erkrankungen (z.B. chronische Kehlkopfentzündungen) zu organischen Veränderungen im Bereich des Stimmapparates kommt (u.a. Ödeme / Knötchen / Lähmungen).

Die Stimme klingt meist sehr heiser und es kann zu einem teilweisen oder kompletten Stimmverlust kommen. Je nach Ursache und Ausmaß der Störung ist die Stimme stark verhaucht oder doppeltönig (diplophon).

Funktionelle Dysphonie

Die funktionelle Dysphonie ist die häufigste Form der Stimmstörungen. Hierbei ist keine organische Veränderung erkennbar. Stattdessen zeigt sich eine eingeschränkte Funktion der stimmgebenden Organe (Atemapparat / Kehlkopf / Ansatzrohr).
Körperhaltung, Körperspannung, Atmung, Stimmgebung und Artikulation befinden sich in einem unökonomischen Zusammenspiel.

Eine Veränderung im Stimmklang (z.B. Heiserkeit) und in der stimmlichen Leistung (schnelle Stimmermüdung, eingeschränkte Belastbarkeit der Stimme etc.) ist die Folge.

Bei Kindern kann sie z.B. durch extremes Schreien oder unsicheren Stimmgebrauch (Piepsen / Brummen) hervorgerufen werden.

Bei sprechintensiven Berufen (Lehrer, Trainer, Moderatoren, Beschäftigte in Call-Centern etc.) wird eine funktionelle Dyshonie durch eine zu starke stimmliche Anstrengung oder Überlastung hervorgerufen (auch ponogene Dysphonie oder ‹Berufsdysphonie›).

Wird eine funktionelle Dysphonie nicht behandelt, können sekundär organische Stimmstörungen (z.B. Knötchen) entstehen.

Funktionelle Dysphonien werden wie folgt unterschieden:

  • Hyperfunktionelle Dysphonie:
    Diese zeichnet sich durch einen erhöhten Kraftaufwand der Phonations-(Stimmgebung) und Atemmuskulatur aus. Die Stimme ist meist laut und klingt heiser, rau, angestrengt. Sie ermüdet infolgedessen rasch bei Belastung. Sie kann zu tief, aber auch zu hoch sein.
    In der Regel liegt eine erhöhte Körperspannung mit der Tendenz zur Hochatmung sowie erhöhter Atemfrequenz vor.
  • Hypofunktionelle Dysphonie:
    Diese zeichnet sich durch einen verminderten Kraftaufwand aus. Die Stimme ist meist sehr leise und kraftlos und klingt heiser, verhaucht, monoton. Sie ist nur wenig belastbar.
    In der Regel liegt eine reduzierte Körperspannung mit der Tendenz zur Hochatmung sowie erhöhter Atemfrequenz vor.

Psychogene Dysphonie

Bei der psychogenen Dysphonie zeigen sich hyper-/ hypofunktionelle Stimmklangveränderungen aufgrund psychischer Probleme (z.B. außerordentliche Belastungen / Krisen / Stress / traumatische Erlebnisse).

Es liegt keine organische Ursache vor. Ebenso ist sie klar von den funktionellen Dysphonien zu unterscheiden, da die Symptome plötzlich und unabhängig von Sprechbelastungen auftreten. Die Stimme kann heiser und belegt sowie angestrengt/gepresst oder leise/verhaucht klingen.

Eine plötzlich eintretende Stimmlosigkeit bezeichnet man als Aphonie. Diese tritt jedoch selten auf.


Therapie _ Dysphonie

Inhalte

  • Schulung der Eigenwahrnehmung
  • Regulierung von Körperspannung (Tonus) und Haltung
  • Erlernen einer entspannenden und stressabbauenden Atemtechnik (Atemvertiefung / Atemoptimierung / reflektorische Atemergänzung etc.)
  • Stimmübungen:
    • Erarbeitung einer physiologischen Stimmgebung (Verbesserung der Klangqualität)
    • Erschließung der Resonanzräume
    • Findung und Entwicklung der eigenen optimalen Sprechstimme (Stimmvolumen / Tonhöhe / Melodie etc.)
    • Steigerung der stimmlichen Leistungsfähigkeit
    • Artikulationsübungen (Erhöhung der Verständlichkeit / Entlastung der Stimme)
    • Ökonomischer Stimmgebrauch
  • Beratung zur Stimmhygiene (z.B. Abbau von negativen Einflüssen / Routinen)
  • Einsatz von Unterstützter Kommunikation (UK) bei Aphonie (totaler Stimmverlust)
  • Anleitung / Aufklärung / Beratung

Angewandte Methoden

Die Therapieplanung erfolgt auf der Basis einer individuellen Diagnostik. Dabei kommen u.a. folgende Therapiemethoden zur Anwendung (Auswahl):

  • Tonale Stimmtherapie nach Hermann-Röttgen, Marion / Miethe, Erhard
  • Akzentmethode nach Smith, Svend
  • Integrative Stimmtherapie und Stimmpädagogik (ISTP©) nach Haupt, Evemarie
  • Atemrhythmisch Angepasste Phonation (AAP®) nach Coblenzer, Horst / Muhar, Franz
  • Atemtherapie nach Middendorf, Ilse
  • Personale Stimmtherapie nach Stengel, Ingeburg / Strauch, Theo
  • Typenpolare Atmung nach Alavi-Kia, Romeo / Schulze-Schindler, Renate
  • Progressive Muskelrelaxation (PMR) nach Jacobson, Edmund
  • NOVAFON® _ Schallwellengerät zur lokalen Vibrationstherapie
  • LAX VOX _ Methode zur Pflege, Heilung und Schulung der Stimme nach Sihvo, Marketta / Denizoğlu, İlter
  • K-Taping® nach Kumbrink, Birgit

Wegweiser _ Dysphonie

Wann?

Die Stimmtherapie sollte umgehend beginnen, sobald

  • Erwachsene länger als 2 Wochen heiser klingen, die Stimme vorrübergehend versagt oder vermindert belastbar ist, bei Räusperzwang und häufigem Hustenreiz, bei Atemnot / Luftknappheit und Druck-/, Engegefühl im Hals-/ und Kehlkopfbereich
  • Kinder über einen längeren Zeitraum heiser, gepresst oder rau sprechen, ohne das ein akuter Infekt vorliegt

Wie und wo?

Bei einem Therapiebedarf erhalten Sie von Ihrem Hausarzt, Internisten, HNO-Arzt oder Phoniater eine Verordnung für die Stimmtherapie.

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Stimmtherapie (bei gesetzlich Versicherten über 18 Jahren ist i.d.R. eine gesetzliche Zuzahlung zu leisten).

Nehmen Sie einfach Kontakt zu uns auf, wenn Sie Fragen haben und/oder einen Termin vereinbaren möchten.

Weiterführende Links

Informationen des Deutschen Bundesverbandes für akademische Sprachtherapie und Logopädie (dbs) e.V.
Stimmstörungen _ Informationen für Betroffene und Angehörige (PDF)