Aphasie

Aphasien sind erworbene Sprachstörungen, die in Folge von Schädigungen des zentralen Nervensystems auftreten. Diese werden hauptsächlich durch Schlaganfälle hervorgerufen. Bei den meisten Menschen ist hierbei die linke Hirnhälfte (Sprachregion) betroffen.

Von einer kindlichen Aphasie spricht man, wenn ein Kind während und vor Abschluss des Erstspracherwerbs (ca. 2. bis 12. Lebensjahr) durch eine neurologische Schädigung eine Beeinträchtigung bzw. den Verlust vorhandener Sprachfähigkeiten erlitten hat. Diese werden hauptsächlich durch Schädel-Hirn-Verletzungen hervorgerufen.
Bei den kindlichen Aphasien handelt es sich häufig um ein nicht erkanntes bzw. wenig berücksichtigtes Phänomen.


Ursachen _ Aphasie

  • Neurologische Faktoren (z.B. Schlaganfall / Hirnblutung / Hirntumor / Schädel-Hirn-Trauma)

Symptome _ Aphasie

Bei einer Aphasie (griech. aphasia = Sprachlosigkeit) kommt es in der Regel nicht zwangsläufig zu einem vollständigen Verlust der Sprache. Je nach Ausmaß und Lokalisation tritt eine Aphasie in individuell unterschiedlichen Arten und Schweregraden auf.

Die Störungen betreffen üblicherweise alle expressiven (Sprechen und Schreiben) und rezeptiven (Verstehen und Lesen) sprachlichen Fähigkeiten. Darüber hinaus können auch die Gestik und Mimik unterschiedlich stark betroffen sein.


Formen _ Aphasie

Man unterscheidet folgende Erscheinungsformen:

Globale Aphasie

Alle sprachlichen Fähigkeiten sind sehr stark betroffen. Als Hauptmerkmal treten Sprachautomatismen auf, die sich im Gebrauch von wiederkehrenden Silben und/oder kurzen Wörtern äußern (z.B. «dadada, jaja, guten Tag»). Der Sprachfluss ist stark eingeschränkt, z.T. dysarthrisch / sprechapraktisch.

Die Kommunikation ist schwer beeinträchtigt.

Wernicke-Aphasie

Hier treten meist schwere Störungen des Sprachverständnisses (rezeptive Sprachverarbeitung) auf. Der Sprachfluss ist unauffällig, teilweise überschießend. Patienten dieses Syndroms nutzen viele Umschreibungen und Floskeln, da sie sich nicht genau ausdrücken können (Jargon).

Die Kommunikation ist schwer bis mittelgradig beeinträchtigt.

Broca-Aphasie

Das Sprechen ist durch große Anstrengung gekennzeichnet (expressive Sprachverarbeitung). Der Sprachfluss ist eingeschränkt, oft sprechapraktisch. Die Wörter sind lautlich verändert, es werden nur kurze Sätze gebildet. Die Patienten können jedoch Gespräche gut verfolgen.

Die Kommunikation ist schwer bis mittelgradig beeinträchtigt.

Amnestische Aphasie

Eine amnestische Aphasie äußert sich in Wortfindungsstörungen. Der Sprachfluss ist unauffällig, aber häufig durch Suchverhalten und Satzabbrüche gekennzeichnet.
Betroffene Patienten finden oft nicht das passende Wort für das, was sie «sagen» wollen.

Die Kommunikation ist mittelgradig bis leicht beeinträchtigt.

Kindliche Aphasie

Die kindliche Aphasie unterscheidet sich im Erscheinungsbild und Verlauf erheblich von der Aphasie bei Erwachsenen.
Die betroffenen Kinder zeigen Beeinträchtigungen in der Wortfindung und im Sprachverständnis. Fähigkeiten wie Sprechen, Verstehen, Schreiben und Lesen aber auch Gestik und Mimik können unterschiedlich stark betroffen sein.
Außerdem können gravierende psychosoziale Veränderungen (z.B. Hyperaktivität / Aggressivität / Depression) im Lebensumfeld (Familie / Schule) auftreten.

Die Schreib- und Lesefähigkeit ist weit mehr beeinträchtigt als die gesprochene Sprache.


Therapie _ Aphasie

Inhalte

  • Systematische Übungen zu Sprechen, Schreiben, Lesen und Verstehen
  • Aufbau von fehlenden sprachlichen Fähigkeiten auf Laut-, Wort-, Satz- oder Textebene
  • Modifikation und Korrektur von abweichendem oder unvollständigem Sprach- und Sprechverhalten
  • Hemmung von Sprachautomatismen
  • Stimulierung von vorhandenen, aber nicht abrufbaren Sprachfähigkeiten
  • Rhythmisch-melodische Übungen (z.B. mit Metronom / Trommel / Silbenklopfen)
  • Kommunikationstraining in realen Alltagssituationen (In-vivo-Training):
    z.B. einkaufen / telefonieren / Fragen stellen und beantworten
  • Einsatz von Unterstützter Kommunikation (UK): z.B. Gestik / Bildsymbole / elektronische Kommunikationshilfen
  • Anleitung / Aufklärung / Beratung

Angewandte Methoden

Die Therapieplanung erfolgt auf der Basis einer individuellen Diagnostik. Dabei kommen u.a. folgende Therapiemethoden zur Anwendung (Auswahl):

  • Neurolinguistische Aphasietherapie (NAT) nach Neubert, Claudia / Rüffer, Norbert / Zeh-Hau, Michaela
  • Modalitätenaktivierung (MODAK®) nach Lutz, Luise

Wegweiser _ Aphasie

Wann?

Die Sprachtherapie sollte umgehend beginnen, sobald Sprach-, Sprech- oder Schluckstörungen auftreten.

Wie und wo?

Bei einem Therapiebedarf erhalten Sie von Ihrem Kinderarzt, Hausarzt, Internisten oder Neurologen eine Verordnung für die Sprachtherapie.

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Sprachtherapie (bei gesetzlich Versicherten über 18 Jahren ist i.d.R. eine gesetzliche Zuzahlung zu leisten).

Nehmen Sie einfach Kontakt zu uns auf, wenn Sie Fragen haben und/oder einen Termin vereinbaren möchten.

Weiterführende Links

Informationen des Deutschen Bundesverbandes für akademische Sprachtherapie und Logopädie (dbs) e.V.
Aphasie _ Informationen für Betroffene und Angehörige (PDF)


Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) e.V.
www.dgn.org

Bundesverband für die Rehabilitation der Aphasiker e.V. _ Bundesverband Aphasie
aphasiker.de

Aphasie bei Kindern und Jugendlichen _ Informationsangebot des Bundesverbandes für die Rehabilitation der Aphasiker e.V. _ Bundesverband Aphasie
aphasiker.de/angehoerige-betroffene/kinder

aphasie suisse _ Schweizerische Fachgesellschaft und Betroffenenorganisation für Menschen mit einer Aphasie
www.aphasie.org/de